Siegfried Schwarz aus Ratzeburg zeigt, wie die digitale Welt den klassischen Funkern hilft, sie aber keineswegs überflüssig macht.

Seit mehreren Jahrzehnten ist Siegfried Schwarz aus Ratzeburg begeisterter Amateurfunker. In seiner „Funkbude“ im Dachgeschoss stehen zahlreiche Geräte, mit denen er auf unterschiedlichen Frequenzen Kontakt mit der Welt hält. Hier zeigt er sein Funkrufzeichen.

 

Ratzeburg – E-Mail, Youtube, Twitter, Facebook – Jung und zunehmend auch Alt bedient sich heute immer mehr digitaler Kommunikationsformen des Internets, um mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Doch die Freunde des klassischen Funkkontakts in alle Welt berührt die digitale Revolution kaum. Im Gegenteil, sie nutzen das Internet für ihr Hobby, den Boden entzieht es ihnen keineswegs. Das sagt Siegfried Schwarz aus Ratzeburg, seit Jahrzehnten eingefleischter Amateurfunker: Eine Konstellation Internet versus Amateurfunk gibt es nicht.

Wenn man versteht, wie die Hobbyfunkerei „tickt“, lässt sich ahnen, worum es dem Funker eigentlich geht. Am Funkgerät sitzen und in den Äther lauschen oder Funkrufe absetzen, das ist wie Fischen oder auf die Jagd gehen. Im Gegensatz zu Twitter und Co. werden nicht gezielt bekannte Adressaten angesprochen, sondern man geht auf die Suche nach Kontakten. Und noch etwas ist der Funker: ein Sammler. Er (es sind übrigens überwiegend Männer) sammelt Kontaktbestätigungen wie andere Briefmarken oder Jugendstiltassen. Der Stapel von meist farbig-exotischen so genannten QSL-Karten eines Funkamateurs ist wie das Logbuch eines Kapitäns. Die Karten markieren den Weg der Funkkontakte über die Jahre hinweg. Und mache schmücken ganz ungemein. So kramt Schwarz aus seinem Karton eine Karte hervor, die einen Funkkontakt mit dem Sultan von Oman bestätigt – und das gleich zweimal. Funken überwindet also nicht nur räumliche, sondern auch soziale Grenzen. Ein Ratzeburger Stadtgärtner und ein Sultan plaudern locker im Äther.

„So ist das bei uns“, lächelt der 57-jährige Ratzeburger, „am Funkgerät sind alle irgendwie gleich.“ Und alle gleich angetrieben von dem Wunsch, möglichst weit zu kommen mit seinem kleinen Kasten. Daten zählen da manchmal fast mehr als die eigentliche Begegnung. „Ich hatte mal einen einzigartigen Kontakt mit Schweden, eine halbe Stunde lang.“ Und dann gibt es da noch Funkphänomene, die jeder Amateurfunker gern für sich ausforscht. Zum Beispiel die Sache mit dem Mond. „In bestimmten Wetterlagen kann mir hier in Ratzeburg der Mond helfen, wegen seiner Reflektorwirkung besonders weite Funkstrecken zurückzulegen.“

Und das Internet? „Das ist eben keine Konkurrenz, es hilft uns“, erklärt der frühere Vorsitzende des Ortsvereins Ratzeburg E 39 im Deutschen Amateur-Radio Club. Denn mit dem weltweiten Netz lassen sich Standorte von Funkstation und dergleichen schnell und einfach bestimmen. Auch sonst haben die Bits und Bytes vieles im Amateurfunkwesen verändert. So sind die Sender kleiner, leichter und gleichzeitig leistungsfähiger geworden. Bei allem „Downsizing“ nehmen die Gerätschaften von Siegfried Schwarz immer noch einen ganzen Raum im Obergeschoss seines Hauses im Stadtteil St. Georgsberg ein. Und so wird er auch weiterhin allabendlich in seiner „Funkbude“ sitzen und in den Äther lauschen – „Davon kommt man nicht los.“

 

Text: Matthias Wiemer

04.01.2012
 
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