Was sagt uns das rätselhafte Kürzel: DARC OV N38 Herrlichkeit Lembeck? Ist da James Bond am Werke und tastet einen Geheimcode in den Äther, um die Welt zu retten? Nein, es ist die Aufforderung an harmlose Tüftler und Hobbywissenschaftler, die sich als Amateurfunker zur 35. Gigahertz-Tagung der Amateurfunker in Dorsten und Umgebung im Forum der Dorstener VHS trafen. Um es vorweg zu nehmen: Die Welt wäre nicht genug, wenn es denn tatsächlich Herr Bond wäre, der hinter der Sache steckt. Der Mond spielt nämlich bei den Tüfteleien der Erben Marconis eine große Rolle.
DL4BBU leitet diese Tagung der im Volksmund „Amateurfunker“ genannten Frequenzkünstler. Wieder ein geheimnisvoller Code, hinter dem sich allerdings eine bürgerliche, wenngleich ungewöhnliche Existenz verbirgt: Der Dorstener Peter Hörig hört international auf diese Kombination aus Buchstaben und Zahlen und leitet zusammen mit Peter Raichle (DJ6XV) die Veranstaltung.
Der 68-jährige Peter Hörig, von Beruf Explorations-Ingenieur, hat hinter dem eisernen Vorhang in der Ex-DDR mit dem Funken begonnen. „Horch und Guck war immer auf Sendung, aber Gitter vor Frequenzen setzen, das hat auch Erich Mielke nicht hinbekommen. Und die Bauteile, die Oma aus dem Westen im Rocksaum mitgebracht hatte, waren schnell so gelötet, dass man sehr wohl etwas von der anderen Feldpostnummer erfuhr“, sagt Hörig, der sehr plastisch und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus aus dieser Zeit schöne Anekdoten erzählen kann.
Es muss allerdings mehr gewesen als das, was man im Neuen Deutschland über die BRD lesen konnte, was Hörig per Amateurfunk erfuhr: Anfang der 1980er „machte er mit Familie rüber“. Funker blieb Hörig und er hat Freunde auf der ganzen Welt, die ebenfalls dieser Leidenschaft frönen.
„Es ist die Technik und der Kontakt, der reizt“, sagt Peter Raichle und versucht mit einfachen Worten das Giga-Hertz-Prinzip zu erklären. „Die Regel lautet: Je höher die Frequenz, desto kürzer sie Distanz. Genau dieses Prinzip versuchen wir zu durchbrechen. Wir nutzen mit modernster Technik den Mond dabei in einzelnen Sektionen als eine Art Satellit und funken rund um die Welt. Welche Tricks und Tipps dabei nötig und möglich sind, das vermitteln wir hier unseren Freunden aus ganz Deutschland, Holland, Frankreich und anderen Ländern auf dieser Tagung“, so Raichle. Wenn man das Tagungsprogramm liest, dann bekommt die volkstümliche Bezeichnung „Amateurfunker“ einen beleidigenden Charakter: Ein gewisser Dirk Fischer (DK2FD) stellte beispielsweise Messgeräte speziell für den GHz-Bereich bereit, um Messungen an den mitgebrachten Baugruppen und Geräten vornehmen zu können.
Da wurden auch mittels „Perseus“ SSB/CW-Transceiver bezüglich der Sendespektren untersucht: Fachchinesisch für eine ganz spezielle Kundschaft, die auch in Zeiten des Internets über das Funkgerät Kontakt zu Menschen rund um den Globus aufnehmen. Übrigens: Der Beweis, dass dieser Kontakt tatsächlich stattgefunden hat, erfolgt mit einer guten, alten Postkarte, die einen Gruß und eben die Codierung des Funkers trägt.
Quelle: www.derwesten.de - Jo Gernoth