Regelmäßig klingelt in diesen Tagen bei Hobby-Funker Dietmar Lindner das Telefon. Freunde und Bekannte wollen wissen, wie es auf der Südsee-Insel Niue gewesen ist. Der 63-Jährige erzählt gern von seinem Erlebnis, das man sich vielleicht nur einmal im Leben gönnt. Natürlich standen die Funkkontakte rund um den Erdball im Vordergrund. Deshalb hatten die neun Enthusiasten die Zwei-Tage-An- und Rückreise mit jeweils 27 Flugstunden und weit über 20.000 Kilometern auf sich genommen. 1.000 Euro, die sie von einem Sponsor bekommen hatten, wurden fast ausschließlich für das Bezahlen von Übergepäck verwendet. Immerhin hatte man vier Funkgeräte, vier Leistungsverstärker und acht Antennen mit, die nach dem Aufbau zwischen acht und 26 Meter hoch waren. Eine hat man auf der Rückreise im neuseeländischen Auckland deponiert, damit sie die nächste Expedition ins Königreich Tonga nutzen und damit Transportkosten sparen konnte.

Persönlich hat jeder nur fünf Kilogramm Gepäck mitnehmen dürfen, erzählt Lindner, so dass er eine leichte Hose unter die Jeans und T-Shirts unters Hemd zog. Bei 50 Grad Celsius kam er dann bei der Ankunft auf der Insel ganz schön ins Schwitzen. Der Uichteritzer sagt heute: "Ich habe auf Niue nicht mehr als zwei Shirts und eine Badehose gebraucht."

Dort gab es dann zwölf Tage rund um die Uhr drei Stunden Funkdienst, die mit sechs Stunden Freizeit für Schlafen, Einkäufe und Besichtigungen wechselten. Drei der neun Teilnehmer saßen vor den Geräten, um Funkern auf neun verschiedenen Frequenzen eine Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Dabei wurden Morsegerät, Sprechfunk oder Funkfernschreiber genutzt. 35.000 Kontakte hatte sich das Team vorgenommen, 48.000 waren es am Ende, allerdings nur ein Viertel davon mit Europa.

 

Nordpol wirkt als Nachteil

Dietmar Lindner verweist darauf, dass man sich zwar gerade in einem Zyklus verstärkter Sonnenaktivitäten befindet, doch die waren in jüngster Zeit leider schwächer. Sie sind aber notwendig für die Reflexion der Funkwellen durch die Ionosphäre rund um die Erde. Hinzu kommt, dass der direkte Funkweg nach Europa über den Nordpol geht, wo allerdings eine geringe Sonneneinstrahlung nachteilig wirkt. Dennoch hat er sich auch mit zwei Weißenfelsern und einem Merseburger per Funk verständigen können.

Derzeit sind die Funkkarten im Druck. Sie bestätigen die Kontakte und werden kostenfrei über Vereine und Klubs an die beteiligten Funkamateure in allen Teilen der Welt verteilt. Der Uichteritzer lagert Zehntausende bei sich zu Hause, die er in über 40 Jahren zusammengetragen hat. Sie stammen von allen 340 selbstständigen Staaten und Regionen. Wie im Falle von Niue, das sonst per Funk nicht zu erreichen ist. Da kommt eine Verbindung nur bei einer solchen Expedition zustande. "Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Denn bisher hatte ich nur mal auf Mauritius das Funkgerät im Urlaub mit und habe es benutzt."

Für Lindner war Niue den Aufwand wert, auch wenn er sagt: "Es war ganz schön stressig." Es ist ein einsamer Flecken für Aussteiger und so hat es auch einen Deutschen dorthin verschlagen. Einmal in der Woche landet ein Flugzeug mit Lebensmitteln, Verwandten der Insulaner und wenigen Touristen. Auch Schiffe kommen, doch von ihnen muss alles mit Booten angelandet werden. Denn außer Vanille und der Nonifrucht wächst hier nichts an Nutzpflanzen. Als die neun Deutschen nach ihrer Ankunft eingekauft hatten, gab es danach im Inselgeschäft weder Bier noch Eier.

Bereits auf dem Flughafen waren sie mit einem Tanz von einheimischen jungen Frauen begrüßt worden. Es gibt Palmen und malerische Buchten. Man konnte schnorcheln, was einem der Männer fast zum Verhängnis geworden wäre. Er musste aus der starken Meeresströmung gerettet werden. Und am Ende streifte ein Zyklon die Insel, galt es, die Antennen abzubauen. Ein Baum stürzte um und krachte auf einen der Bungalows, in dem sich Lindner gerade befand.

 

DDR-Funker als Bastler

Die Leidenschaft fürs Funken begann bei Dietmar Lindner mit einem Radiobaukasten, den er als Kind geschenkt bekam. So richtig möglich war Amateurfunk in der DDR letztlich aber nur über die Gesellschaft für Sport und Technik. Erst in den 80er Jahren wurde ein Funkgerät produziert, das aber mit 7.000 Mark fast so teuer war wie ein Trabant. So sind DDR-Funker stets auch Bastler gewesen und der Uichteritzer hat seine alten Geräte noch immer im Keller stehen. Aus dem Hobby wurde ein Beruf. Er lernte Elektriker, studierte Elektronik und widmet sich längst als Selbstständiger der Funktechnik.

 

Besitzer von über 10.000 Karten

Die Wende 1989 bescherte ihm vor allem bezahlbare Technik. Denn gefunkt wurde auch schon vorher selbst nach Südafrika und Chile, was wegen der früheren Apartheid- und Pinochet-Regime verboten war. Deshalb wurde auch versucht, den Funkverkehr zu überwachen und selbst die Karten, die ihm aus dem westlichen Ausland zugeschickt wurden, habe er inzwischen teilweise als Ablichtung in seiner Stasiakte wiedergefunden. Von seinen Funkkarten hebt Lindner nicht nur Erstkontakte oder besondere Exemplare auf. Denn alle erinnern ihn auch an viele durchwachte Nächte, in denen er das Fenster zur Welt für sich ein Stück geöffnet hat.

 

Quelle: www.mz-web.de - Holger Zimmer
Foto: Peter Lisker

24.03.2012
 
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