Günther Blanz hat eine zweite Identität. Und er knüpft weltweit Kontakte. Der Lüneburger ist aber nicht in einem Sozialen Netzwerk im Internet unterwegs, sondern sitzt als "Delta Kilo Sechs Hotel Whiskey" im kleinen Raum, den sich der Lüneburger Ortsverband des Deutschen Amateur Radio Clubs mit einer Band teilt, die dort probt. Er dreht vorsichtig an einem Regler seines Funkgeräts, justiert die Frequenz. Ein Lastwagen-Fahrer aus Manchester ist kurz zu hören. Es kostet mehr als einen Tastendruck auf die Computertastatur oder das Handy, um auf diesem Weg zu kommunizieren. Es erfordert Geschick und technisches Verständnis. Genau diesen Aufwand selbst zu betreiben, fasziniert Günther Blanz.

Der Lüneburger funkt seit 42 Jahren. Und der Kern der Funktechnik hat sich seit seinen Kindertagen kaum verändert. Mit elf Jahren habe er mit dem Morsen angefangen, später selbst einen UKW-Sender zusammengebaut. "Oszillator, Sender, Endstufe, Modulator", zählt er die wichtigsten Bauteile auf, die er damals brauchte. Heute sähe die Liste nicht anders aus. Sicher, auf den Tischen stehen auch Computerbildschirme, doch im Prinzip reichen auch heute noch Block und Stift, um die Kontakte zu dokumentieren, sowie ein selbstgebautes Gerät. "Es ist die Kommunikation mit Gleichgesinnten", umschreibt Blanz die Quelle seiner Leidenschaft.

Wie andere Funkamateure sammelt er die Belege seiner Kommunikationserfolge. Sogenannte QSL-Karten werden nach den Funkkontakten verschickt. Günther Blanz blättert seinen Stapel durch, Russland ist dabei, Japan, viele aus den USA. Eine große Karte liegt bereit, die Radio Amateur's World Map, mit den Koordinaten lassen sich die Kilometer berechnen, die der Funkkontakt überbrückt hat.

Einer der Vorteile der robusten und bewährten Technik: Wenn bei Katastrophen Telefon- und Computernetze zusammenbrechen, wie beim Tsunami in Japan, kann in wenigen Stunden eine Notfunkstation mit Stromaggregat auf der Wiese aufgebaut werden. Bei politischen Krisen oder Kriegen wie in Syrien oder in Nordkorea ist das schwieriger: Oft schotten sich die Länder selbst gegen Funkkontakte ab. Es gibt aber Ausnahmen: "Während des Irakkrieges habe ich einen Jeep mit amerikanischen Soldaten im Einsatz erreicht."

Es gibt prominente Funkamateure wie König Juan Carlos von Spanien. Ein Mitglied des Lüneburger Vereins hatte mal ein Mitglied des schwedischen Königshauses erreicht. Der Umgangston ist eher locker, man nennt sich beim Vornamen. Wie beim Funk-Kollegen Peter aus Bremen, der sich kurz vor Mittag meldet. Man tauscht sich über das Wetter aus, über technische Details der Sendeanlage und der Antenne. "Ich muss jetzt mal zum Essen. Ein Dankeschön von den Bremer Stadtmusikanten", verabschiedet sich der Bremer.

Die Funk-Faszination möchte der Verein weitergeben: Am Sonnabend lädt der 68 Mitglieder starke Verein um 15 Uhr in die Gaststätte Graf Zeppelin auf dem Flugplatzgelände ein. Die Besucher können einem Kurzvortrag lauschen, die Clubstation besichtigen und selbst funken. Zudem besteht die Möglichkeit zur Kurzwellen-Ausbildung zum Hörer mit Empfängerselbstbau-Projekt.

 

Quelle: www.landeszeitung.de

23.04.2012
 
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