Die Amateurfunker des Radiomuseums Dellbrück wissen nie, mit wem sie ins Gespräch kommen. An Jugendliche ab 14 Jahren richtet sich ein Kursus, den Hermann Peitz ab dem 26. April einmal monatlich im Radiomuseum anbietet.

DL1KAB, bürgerlich Klaus Ullrich, entwirft ein Szenario, bei dem ohne Funk nichts mehr ginge: Hacker greifen die großen Internetserver an, Telefonleitungen und Satelliten sind durch eine Naturkatastrophe lahmgelegt. "Wir", sagt Ullrich (59), "wären dann die ersten, die Hilfe vor Ort organisieren könnten. Wie bei der Sturmflut in Hamburg 1962."

Seinerzeit hatten Funkamateure über ihre Frequenzen Polizei, Feuerwehr und Behörden spontan angeboten, ein Funknetz aufzubauen - das Bezirksamt Hamburg Mitte hatte die Hilfe der Hobbyfunker angenommen. 50 Dekaden später hat das Internet die Kommunikationsgewohnheiten revolutioniert - der Amateur-Funk ist unterdessen in die Jahre gekommen. Rufzeichen DL1KAB (Klaus Ullrich) und DF5QV alias Hermann Peitz (75) empfangen in einem Raum, der die Anachronismusthese stützt: Die Regale sind voll von alten Radios. Klaus Ullrich sitzt vor einem kleinen Sende- und Empfangsgerät, aus dem Stimmengewirr dringt - das Radiomuseum in Dellbrück dient den Amateurfunkern als Station.

 

Alte und neue Technik sind verwandt

Funken, ein Anachronismus? Klar, dass die beiden Funker vehement widersprechen. Nicht umsonst nutzten Polizei und Feuerwehr noch heute Funkgeräte, sagt Ullrich, der für die Polizei Funkgeräte repariert. "Sie sind einfach zu bedienen und krisensicher." Ullrich und Peitz bastelten mit zwölf ihre ersten Radiogeräte zusammen, später wurde Ullrich Elektrotechniker und Peitz Fernmeldeingenieur. Sie sind leidenschaftliche Tüftler und gern mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt.

Für Peitz sind Neu und Alt gar nicht so weit voneinander entfernt: Die gesamte Digitaltechnik gehe auf die (Funk)technik des Morsens zurück. Die einfache Technik mit kurzen und langen Zeichen ähnelt dem digitalen Code, bei dem sämtliche Nachrichten in die Werte 0 und 1 aufgespalten werden. Zudem gebe es längst die Möglichkeit, Computer und Internet mit dem Funk zu verbinden, sagt Peitz, der selbst keinen Internetanschluss besitzt.

 

Großer Zufallsfaktor

Zwar seien die meisten Funker Technikfreunde, so Peitz. Doch habe das Funken auch einen romantischen Faktor. "Schließlich weiß man nie, mit wem man ins Gespräch kommt." Die Wege der elektromagnetischen Wellen sind zum Beispiel abhängig von Sonneneinstrahlung und Temperaturen - wer in Australien oder Argentinien gerade auf der gleichen Frequenz unterwegs ist und die Signale der Kölner Funker empfängt, ist meistens Zufall.

Er habe 1994/95, als er mit dem Technischen Hilfswerk im damaligen Zaire weilte, "VA3GA kennengelernt", fällt Klaus Ullrich ein. Auf den richtigen Namen kommt der Funker erst nach einigem Überlegen: "Das war der Günter, ein Bayer, der nach Toronto ausgewandert war. Wir haben uns zufällig über Funk erreicht, und ich habe ihn später auf einer meiner Radtouren in Kanada besucht." Ähnliches erzählen die Funker oft - es sind diese Anekdoten, die diese Technikbegeisterten aus der verstaubten Nische herausholen. Ist Funken doch, was den Zufallsfaktor angeht, verwandt mit dem Versuch, über Flaschenpost seinen Traumpartner zu finden.

Für Heribert Wüstenberg geht es um mehr. Der Vorsitzende des Radiomuseums möchte, dass das Wissen über die Ursprünge des Rundfunks nicht verloren geht. "Und Kinder können sich fürs Funken begeistern. Sie können selbst einfache Sender herstellen und spielerisch lernen, wie Funkverbindungen entstehen."

 

Kurs für Interessierte

An Jugendliche ab 14 Jahren richtet sich ein Kursus, den Hermann Peitz ab Dienstag, 26. April, 16 Uhr, einmal monatlich im Radiomuseum anbietet.

Am Ende der ein Jahr dauernden Ausbildung legen die Teilnehmer eine Prüfung ab - und dürfen danach mit eigenen Geräten und Antennen auf Sendung gehen. Interessenten melden sich unter der Rufnummer 0221/409500.

 

Quelle: www.ksta.de - Uli Kreikebaum

27.03.2012
 
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