Im April 1912 ist der britische Luxusliner RMS Titanic im Nordatlantik nach der Kollision mit einem Eisberg gesunken. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) wird genau 100 Jahre nach der Katastrophe an dieses Ereignis erinnern. In der Nacht vom 14. auf den 15. April 2012 strahlt der Wetterfunksender Pinneberg des DWD eine Sondersendung mit Morsetelegraphie zum Untergang der Titanic aus. Für die Sondersendung unterbricht der Wetterfunksender sein reguläres Funkfernschreibprogramm für die Seefahrt und stellt auf das bis in die 1980er Jahre übliche Morseverfahren um.

Am 15. April erfolgt zunächst von 0.30 Uhr bis 4.00 Uhr nachts (22:30 UTC am 14. April bis 02:00 UTC am 15. April) über den Langwellensender DDH47 (147,3 kHz) eine Aussendung in englischer Sprache. Während der vorgeschriebenen Seenotpausen des Seefunkdienstes – jeweils halbstündlich zwischen der 15. und 18. sowie zwischen der 45. und 48. Minute – werden die Namen der 1912 an dem Unglück beteiligten Funkoffiziere in langsamer Tastung ausgesandt. Lizenzierte Funkamateure können in der angegebenen Zeit mit dem Sender DDH / DL0SWA der Amateurfunkgruppe des Seewetteramtes des DWD in Hamburg auf Kurzwelle Kontakt aufnehmen.

 

Nutzen der Funktechnik für die nationalen Wetterdienste

Die nationalen Wetterdienste profitierten besonders von der ab 1900 aufkommenden Funktechnik. Erstmals war es möglich, Wetterinformationen aus entlegenen Gebieten über größere Entfernungen zeitnah zu übermitteln. Die Meteorologen konnten sich damit ein umfassendes Bild der großräumigen Wetterlage machen und dadurch ihre Vorhersagen deutlich verbessern. Diese Vorhersagen und Warnungen wurden dann mit Funksendern an die Seefahrer verbreitet. Die Sondersendung des DWD ist deshalb auch eine Erinnerung an den großen Nutzen, den die Funktechnik gebracht hat.

Aufgabe des Wetterfunksenders Pinneberg des DWD ist die meteorologische Sicherung der Seefahrt. Über den Sender werden rund um die Uhr Wetterberichte und Unwetterwarnungen für die Schifffahrt verbreitet. Dazu verfügt er über 14 Kurzwellensender mit Leistungen von 1 kW bis 20 kW für die Übertragung von Wetterdaten und Wetterkarten. Hinzu kommt ein 20 kW-Langwellensender für Funkfernschreiben, der zusätzlich die Versorgung von Schiffen im Radius von rund 3 000 Kilometern übernimmt. Über das so genannte NAVTEX-System mit Mittelwelle erreichen Warnmeldungen des nationalen Wetterdienstes Schiffe, die auf der Ost- oder Nordsee unterwegs sind. Für die Forschungsschiffe Meteor und Polarstern besteht eine separate Richtfunkantenne.

Schon seit dem 19. Jahrhundert rüsteten die Wissenschaftler der Deutschen Seewarte in Hamburg seegehende Schiffe mit meteorologischen Instrumenten aus, damit die Kapitäne und Offiziere die Wettersituation während der Reise dokumentieren konnten. Die Messungen und Beobachtungen trugen sie in meteorologische Journale ein. Diese Journale kamen nach der Reise wieder zur Seewarte zurück, wo sie systematisch ausgewertet wurden. Die veröffentlichten Ergebnisse waren vielbeachtete klimatologische Beschreibungen der Seegebiete. Dort enthaltene Segelanweisungen führten zu schnelleren, sichereren Reisen – genau wie die Routenberatungen von heute.

Kapitäne verfügten schon 1912 über Eisbergkarten von Seegebieten Die meteorologische Situation vor 100 Jahren war nicht ungewöhnlich. Eisfelder und Eisberge drifteten mit dem Labrador-Strom an Neufundland vorbei nach Süden. Obwohl die empfohlenen Dampferwege diese Situation berücksichtigten, war die Fahrt in diesem Gebiet immer mit Risiken verbunden.

Eine plötzlich sinkende Wassertemperatur ist ein deutlicher Hinweis für die Annäherung an die Eisgrenze. Erfahrene Kapitäne reduzieren dann die Fahrt und halten verstärkt Ausguck. Es werden häufiger Messungen der Wassertemperatur durchgeführt, um das Passieren der Gefahrenzone zu beobachten. Durch das kalte Wasser besteht zusätzlich häufig die Gefahr von dichtem Nebel.

 

Auch historische Schiffstagebücher des DWD berichten über Eisberge

Das meteorologische Journal der Titanic liegt leider nicht mehr vor. Im Archiv des Deutschen Wetterdienstes in Hamburg, in dem die über 37 000 Journale aus der Zeit der Deutschen Seewarte archiviert sind, finden sich aber Hinweise auf die Eissituation des April 1912. Insgesamt 34 Schiffe berichten über Eisfelder und Eisberge. Der Titanic konnten die Schiffe aber nicht mehr helfen – sie waren zu weit weg, zu früh oder zu spät an der Unglücksstelle. In den Journalen sind lediglich Beobachtungen von Wrackteilen und Schwimmwesten dokumentiert – stumme Zeugen der Katastrophe, die sich in dem Eis des Nordatlantiks vor 100 Jahren ereignete.

 

Hinweis

Unter www.dwd.de/presse finden sie eine Audio-Datei mit dem morsetelegraphischen Text „cq cq de ddh47 dl0swa special broadcast centenary of the loss of rms titanic in april 1912“. Weitere Infos: www.dwd.de

 

Quelle: www.s-o-z.de
Foto: Wikimedia Commons

18.04.2012
 
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