Amateurfunk ist nicht von gestern - auch wenn das Internet ihm den Rang abgelaufen hat. Der Laichinger Ortsverein P53 ist nach wie vor aktiv. Dabei geht es nicht mehr nur um Telekommunikation.

"Ich bin CB-Funker auf Kanal 4", sang Schlagersänger Gunter Gabriel Ende der 80er Jahre und wer die in dieser Ära ausgestrahlte TV-Serie "Auf Achse" verfolgte, dachte, jeder Fernfahrer nutzt CB-Funk, um der Einsamkeit auf weiten Straßen zu entgehen. Nachdem das Bundesministerium 1975 erstmals den CB-Funk für die Allgemeinheit freigegeben hat, frönten nämlich plötzlich viele diesem Hobby, das nahezu kostenlose, weltweite Telekommunikation ermöglicht. Inzwischen haben Mobilfunk und Internetchats die CB-Funk-Welle an den Rand gedrückt. Absolute Funkstille also bei den Amateurfunkern? Bei weitem nicht. Sie sind nach wie vor aktiv - inzwischen sogar digital.

Laichingen ist der Sitz eines von 1000 Ortsvereinen in Deutschland: P 53. Der Name wurde vom DARC, Deutscher Amateur-Radio-Club in Baunatal bei Kassel, vergeben, in Laichingen sind 25 Funker Mitglied. Helmut Bentivoglio ist der Vorsitzende des Ortsvereins, sein Stellvertreter ist Ferdinand Sigloch. Mit dem in der Region beliebten Pfarrer Held in Paraguay Kontakt aufnehmen? Für die Amateurfunker kein Problem. Nach Amerika funken? EME macht es möglich. Das heißt, die Funkwellen von der Erde zum Mond schicken und von dort gespiegelt wieder auf die Erde. In solchen Fällen schicken sich die Funker gegenseitig Karten zum Beweis für den Funkkontakt. Unzählige dieser Karten tapezieren im Vereinsraum der P 53er die Wand. Kostenlos am Computer chatten? Per Funk geht auch das. Selbst Amateurfernsehen - freilich niemals kommerziell - ist bei den Funkern eine attraktive Freizeitbeschäftigung. "Wir sind so flexibel wie sonst keiner", meinen Bentivoglio und Sigloch stolz: "Nur Amateurfunker können bei Katastrophen wie Erdbeben, wenn die Stromnetze zusammenbrechen, noch die Kommunikation aufrecht erhalten." Und weil Flexibilität Spaß macht, halten die Laichinger P53 einmal jährlich einen "Fieldday" ab. Dann wird vollkommen unabhängig vom Stromnetz gefunkt was das Zeug hält.

Geht es um die Technik, sind Bentivoglio und Sigloch in ihrem Element. Sie reden von Hertzfrequenzen, Luftschichten und Funkwellen, Stations- und Richtantennen sowie von Satelliten. Beide sind, wie viele ihrer Hobbykollegen auch, über die Faszination Technik zum Amateurfunken gekommen. "Schon als Knirps habe ich sämtliche Uhren zerlegt oder mit meinem Nachbarn Radios gebaut", erinnert sich Sigloch. Und Bentivoglio wollte schon immer hinter die Dinge blicken. "So wie ich, sind viele Amateurfunker übers Hobby zu ihren Berufen gekommen", meint er. Der Seißener ist heute erfolgreicher Freiberufler, berät namhafte Unternehmen insbesondere in der Ablesetechnik von Gas, Wasser, Strom, begleitet die Entwicklung seiner Funktechnologie bis zur Serienreife. "Das Wissen über Funktechnologie ist in der Industrie und Wirtschaft äußerst gefragt, weshalb viele Unternehmen bevorzugt Amateurfunker beschäftigen", sagt Bentivoglio. Denn die brächten ein großes Interesse an Technologie mit, "und zwar nicht nur während ihrer Berufsausbildung, sondern weit darüber hinaus". Gute Jobs mit bester Bezahlung, das könne ein Anreiz für künftige Amateurfunker sein, meinen die beiden vom Laichinger Ortsverein. Aber nicht nur in der Wirtschaft fehlen die Fachleute, sondern auch bei den Amateurfunkern mangelt es an Nachwuchs. "Das Internet hat uns den Rang abgelaufen", sagt Sigloch.

Vielleicht ist der Erwerb der nötigen Lizenz ein Hemmnis für so manchen - es könnte jedoch auch Anreiz sein. Der Kurs beinhaltet Betriebs- und Gesetzeskunde, außerdem Technik wie Schaltungen und Funktionen des Funkgeräts. Für Tüftler und Bastler äußerst interessant. Zum Lizenzerwerber gehört auch der Funkcode. "QRB" bedeutet zum Beispiel "In welcher Entfernung befinden Sie sich", mit "QSY" fragt ein Funker an, ob er auf einer anderen Frequenz senden soll, weil beispielsweise "QRN" vorliegt, nämlich atmosphärische Störungen. Und mit "QUG" gibt er an, auf die Toilette zu gehen.

Wer mehr über die Laichinger Amateurfunker wissen will, kann bei ihrem nächsten Treffen am 24. April im Vereinsraum unterm Dach der Stadtbücherei vorbeischauen. Am 12. und 13. Mai sind die Funker mit einem Stand auf der Seißener Gewerbeschau.

 

Quelle: www.swp.de - Sabine Graser-Kühnle

10.04.2012
 
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